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Leckerer Käse, Parmaschinken, ein Glas Wein - Genuss pur! Wäre da nicht ein unangenehmer Druck im Oberbauch nach dem Essen. Denn bestimmte Lebensmittel haben es in sich: Schuld daran kann eine Histaminintoleranz (Histaminunverträglichkeit) sein, verantwortlich für ein breites Spektrum potenzieller Beschwerden - von Verdauungsproblemen über Migräne bis Hautausschlag. Doch was geschieht dabei in Deinem Körper? Und lässt sich Histaminintoleranz heilen?
Was ist Histamin und welche Aufgaben hat es?
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff und ein Gewebshormon. In Nerven- oder Mastzellen gebildet und gespeichert, erfüllt Histamin in Deinem Körper zahlreiche Aufgaben.
Dazu gehören etwa:
Du verträgst Früchte wie Erdbeeren, Bananen oder Ananas nicht mehr, Deine Haut reagiert mit Quaddeln und Rötungen? Falls Du Dich jetzt fragst, ob Du eine Obst Allergie hast: Ein Zuviel an Histamin könnte das Problem sein. Eine Histaminintoleranz ist keine Allergie, sondern eine Stoffwechselstörung, die für plötzliche Lebensmittelunverträglichkeitg sorgt. Läuft der Histaminstoffwechsel aus dem Ruder, können Menschen mit erworbener Histaminintoleranz (HIT) Histamin nicht mehr richtig abbauen.
Warum ist Histaminintoleranz nicht gleich Allergie?
Ursache einer Lebensmittelallergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems, das Antikörper gegen einzelne Nahrungsmittelbestandteile wie z. B. Proteine bildet. Schon kleinste Mengen können einen anaphylaktischen Schock - eine lebensbedrohliche Akutreaktion des Immunsystems - auslösen. Nahrungsmittelintoleranz dagegen heißt, dass der Körper bestimmte Nahrungsmittelbestandteile nicht optimal verdaut. Wie etwa Lactose (Milchzucker) bei einer Laktoseintoleranz, wo es an entsprechenden Enzymen und Transportstoffen im Darm fehlt.
Welche Stoffwechselprozesse sind betroffen?
Histaminintoleranz ist also keine Lebensmittelunverträglichkeit, sondern ein Abbauproblem. Für den Histaminabbau sind zwei Enzyme zuständig: Das Enzym Diaminoxidase (DAO) wird in der Darmschleimhaut produziert, das Enzym N-Methyltransferase in der Leber. Schwächeln Darm und Leber, stockt auch diese Enzymproduktion - und damit der Abbau von Histamin und verwandten Stoffen (biogenen Aminen) im Darm. Die Folge: Überschüssiges Histamin reichert sich im Körper an.
Wie viel Histamin kann Dein Körper problemlos handhaben? Jeder von uns hat eine individuelle Toleranzgrenze. Wird dieser Grenzwert überschritten, können sich Symptome zeigen. Etwa dann, wenn die Funktion von Enzymen wie Diaminoxidase (DAO) durch Faktoren wie (Darm-)Infekte, Vitaminmangel oder Zyklusphase eingeschränkt sind.
Aber auch Medikamente wie
können den Histaminabbau stören. Reichlicher Verzehr von sehr histaminhaltigen bzw. Histamin freisetzenden Lebensmitteln (Liberatoren) können eine Unverträglichkeit ebenfalls auslösen oder verstärken.
Geschätzt mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Histaminintoleranz, mehrheitlich Frauen. Beschwerden, die direkt nach dem Essen bis mehrere Stunden nach einer Mahlzeit auftreten - und nicht selten einen halben Tag andauern. Nur wer die typischen Symptome kennt, kann Beschwerden zielgerichtet heilen.
Diese allergieähnlichen Symptome können auf eine Histaminunverträglichkeit hindeuten:
Aber verursachen Lebensmittel mit viel Histamin Kopfschmerzen, triggert Histamin Migräne? Auch hier kann ein Zusammenhang bestehen.
Gar nicht so einfach, denn die Symptome sind so vielfältig wie unspezifisch: Nur, dass Du die genannten Symptome zeigst, heißt nicht, dass Du eine Histaminintoleranz hast. Bevor Du Maßnahmen zur Heilung triffst, gilt es zuerst, eine andere Nahrungsmittelunverträglichkeit und Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen.
Das könnten sein:
Und jetzt? Keines der aktuell verfügbaren diagnostischen Verfahren kann eine Histaminintoleranz zu 100 Prozent nachweisen. Dein Hausarzt wird die Diaminoxidase (DAO)-Aktivität im Blutserum sowie den Histamingehalt in Blutplasma, Urin oder Stuhl bestimmen. Wird Histamin im sogenannten Pricktest auf die Haut aufgebracht, sollte sich dort eine Quaddel zeigen.
All dies sind Momentaufnahmen, weshalb der Weg zur gesicherten Diagnose über Diät und Provokation führt: Du lässt bestimmte Nahrungsmittel einige Wochen weg - und isst dann genau diese gezielt (Provokation). Reagiert Dein Körper darauf, steht Deine Diagnose.
Was bringen Medikamente wie Antihistaminika?
Leider kannst Du histaminhaltige Nahrungsmittel nicht immer vermeiden. Antihistaminika können Deine Symptome lindern, indem sie die Ausschüttung von Histamin reduzieren oder blockieren. Heilen können Medikamente Deine Unverträglichkeit jedoch nicht - und sind auf Dauer nicht gut für Deine Darmschleimhaut. Des Weiteren belasten sie auch die Leber, weil diese Dein Antihistaminikum abbauen hilft.
Welche Nahrungsmittel enthalten viel Histamin?
Die schlechte Nachricht zuerst: Fast jedes Lebensmittel enthält Histamin. Die gute: Um Histaminunverträglichkeit zu heilen, kannst Du Produkte mit hohem Histamingehalt meiden! Wie Lebensmittel, die lange reifen oder gären müssen oder bei deren Herstellungs- bzw. Reifeprozess Bakterien- oder Hefekulturen zum Einsatz kommen.
Dazu zählen:
Doch auch Bananen, Ananas, Erdbeeren, Tomaten oder Nüsse können für Beschwerden sorgen. Nicht immer ist eine Obst Allergie der Grund, sondern Stoffe darin, die Deine körpereigene Histamin-Produktion befeuern. Geschmacksverstärker wie Glutamat (Hefeextrakt) können den Histaminabbau ebenfalls stören.
Histamin-Liberatoren wie bestimmte Hefe-Arten und Zitrusfrüchte, aber auch Kakao, Koffein oder Meeresfrüchte können gespeichertes Histamin aktivieren. Eine umfangreiche Lebensmittelliste findest Du z. B. auf der Seite der NDR-Ernährungs-Docs.
Unbesorgter genießen ist Lebensqualität. Du möchtest vor dem Verzehr wissen, wie viel Histamin drin ist? 2017 gelang es einem Team von Wissenschaftlern um Dr. Christoph Pfefferle, Universität Tübingen, einen Schnelltest zu entwickeln. Mit dem Gadget in Kugelschreiber-Größe bestimmst Du den Histamingehalt eines Lebensmittels einfach selbst.
Dazu entnimmst Du mit der Testgerät-Spitze z. B. eine kleine Käseprobe. Nun löst eine Flüssigkeit das Histamin heraus.
Nach wenigen Minuten ist es so weit: Ähnlich wie ein Schwangerschaftstest meldet Dir ein integrierter Teststreifen, ob und wie viel Histamin in der getesteten Speise ist.
Dabei handelt es sich um eine unverbindliche Empfehlung. Denn der tolerierbare Histamingehalt ist von Mensch zu Mensch verschieden. Auch was Du sonst noch verzehrt hast, spielt eine Rolle. Als Mensch mit Histaminintoleranz entscheidest Du stets vor dem Hintergrund Deiner Erfahrung, was Du persönlich verträgst.
Finde heraus, wo Deine persönliche Toleranzschwelle für Histamin liegt, indem Du ein Ernährungstagebuch führst. Dort protokollierst Du auf dem Weg zur Heilung Ernährung und Beschwerden. Was hast Du wann gegessen - und wie hast Du es vertragen? Um künftig nur noch reizarme Lebensmittel zu Dir zu nehmen, stellst Du anschließend einen Kostplan für histaminarmes Essen auf.
Auch mehr Wasser zu trinken hilft, Histamin schneller abzubauen, statt Deinen Körper zur Histaminproduktion zu ermuntern, indem Du zu wenig trinkst. Besprich Deine Ernährungsumstellung am besten mit Deinem Hausarzt. Nicht zuletzt, weil eine zu strenge Diät unter Verzicht auf bestimmte Nährstoffe - wie z. B. Vitamin C oder Omega-3-Fettsäuren - zu Mangelerscheinungen führen kann.
Eine gesunde Darmschleimhaut ist das Ziel, wenn Du die Heilung Deiner Unverträglichkeit ernsthaft angehst. Ein gesunder Darm produziert mehr des Enzyms DAO - und eine starke Leber mehr des Enzyms N-Methyltransferase. Beides ist entscheidend, um Histamin aus der Nahrung effektiv abzubauen und Heilung anzustoßen.
Darm und Leber arbeiten Hand in Hand. Darmsanierung baut Darm und Mikrobiom auf. Je gesünder der Darm, desto weniger Entgiftungsarbeit muss Deine Leber leisten. Hilf ihr dabei - mit Kräutern und Pflanzen wie Mariendistel, Kurkuma, Schafgarbe oder Löwenzahn, denn diese unterstützen die Fettverdauung.
Je frischer, desto besser, weil histaminärmer: Achte bei Fisch und Fleisch akribisch darauf, aber verzehre auch andere Lebensmittel möglichst frisch. Verderbliches solltest Du nie ungekühlt liegen lassen, Essensreste direkt einfrieren - und Tiefgekühltes sofort weiterverarbeiten.
Ab jetzt kommt Histaminarmes auf den Tisch, wie z. B.:
Schränke Deinen Alkoholkonsum, besonders von Rotwein, ein und meide Geschmacksverstärker wie Glutamat (E620 - E625) - viele Fertigprodukte wie Tütensuppen, Chips und Soßen kommen nicht ohne aus.
Lässt sich Histaminintoleranz heilen? Um Nährstoffmangel auszugleichen und Darm, Leber und Immunabwehr zu stärken, werden Mikronährstoffe intensiv beworben. Durchdacht dosierte Kuren mit Vitaminen, Eisen oder Heilpflanzen wie Ingwer können unterstützend und entzündungshemmend wirken. Allheilmittel sind sie nicht: Nur eine konsequente Ernährungsumstellung ist der Weg zu intaktem Mikrobiom und Darmschleimhaut - Voraussetzung für funktionierenden Histaminabbau.
Histaminarm leben ja, Verzicht nein. Schließlich möchtest Du Dich trotz Histaminintoleranz nährstoffreich und genussvoll ernähren. Vegane oder vegetarische Ernährung - reich an Ballaststoffen, arm an gesättigten Fettsäuren - kann Dich auf Deinem Weg zu Heilung und Beschwerdefreiheit unterstützen. Doch wie Fleischkonsum sinnvoll reduzieren? Auch mit Fleischersatzprodukten von Greenforce lassen sich leckere Mahlzeiten kochen!
Eine pflanzliche Ernährungsweise hat nachweislich positive Effekte auf die Gesundheit. Weiterhin schont die Herstellung von Pflanzenproteinen wie Erbsenprotein ganz nebenbei auch Ressourcen. Für 100 g Rindfleischprotein braucht es etwa 7-mal soviel Wasser.
Ebenfalls positiv: Ein Veggie-Burger hat oft nur halb so viele Kalorien wie sein Rindfleisch-Counterpart. Kurz gesagt, auch bei Histaminintoleranz musst Du nicht auf ausgewogenes, leckeres Essen verzichten!
Wir hoffen, wir konnten Dir ein wenig Mut machen, Deine Ernährungsumstellung anzupacken! Natürlich ersetzen unsere Informationen keine ernährungsmedizinische Beratung. Bei Hausarzt oder Ernährungsmediziner bist Du an der richtigen Adresse, um die individuelle Ursache Deiner Histaminintoleranz feststellen zu lassen - eine Kassenleistung.
Dabei denkt gute Therapie ganzheitlich - auch an Deine Psyche: Entspannungs- und Atemübungen, Meditation und Yoga helfen Stress abbauen. Dank histaminarmer Ernährung kann Dein unangenehmer Druck im Oberbauch bald Geschichte sein.
Wir wünschen Dir Viel Erfolg!