Warum vegane Wurst auch Wurst heißen darf

- Ein Kommentar von Theresa Aicher -


Es ist ein langer Kampf, der seit Jahren anhält: dürfen vegane Alternativen wie das Original heißen? Also genauer gesagt: darf eine vegane Weißwurst genauso Weißwurst heißen, ein veganes Schnitzel Schnitzel und eine Hafermilch Milch?

Für mich eigentlich einfach zu beantworten, für so einige andere allerdings nicht. Seit Jahren ist man sich uneinig, ob diese Namensbezeichnung nun zulässig ist. Viele stellen kritisch in Frage, warum denn Veganer*innen unbedingt auf Form und Optik eines ‚echten‘ Würstchens bestehen, obwohl sie sich klar gegen den Konsum von Fleisch entschieden haben. 

Diese Diskussion nimmt nicht ab, sondern von Zeit zu Zeit sogar eher wieder zu. Und das, obwohl vegane Ersatzprodukte seit Jahren keine Nische mehr sind. Ganze Wände der Supermarktregale werden von veganen Aufstrichen, Fleischalternativen, Käsealternativen und Pflanzendrinks eingenommen. Da stell‘ ich mir die Frage: muss das wirklich immer noch sein?

„Schmeckt wie Montageschaum im Kondom“


Erst im September 2022 wurden die Diskussionen um vegane Alternativen wieder auf die Spitze getrieben. Der Auslöser: eine VEGANE Weißwurst auf dem Oktoberfest. Um Himmels willen – was soll denn das?!
 
Die Aufregung war groß, sowohl positiv als auch negativ. So war eine Stimme von Monika Gruber: „Schmeckt wie Montageschaum im Kondom“. Bei dieser Aussage musste ich natürlich grinsen und stellte mir die Frage: liebe Moni, woher weißt Du, wie Montageschaum im Kondom schmeckt?
 
Aber neben Geschmack wurde auch die Diskussion bezüglich des Namens und der Form aktiv angeregt. Liebe diskussionsfreudige Menschen, sagt es mir, wie sollen wir denn sonst die Form der Wurst anpassen? Zylinderförmig? Oktogonal mit einem Loch in der Mitte? Das erscheint mir äußerst unhandlich beim Kochen und beim Verzehr der Wurst.

Vegane Weißwürste auf einem Teller
Vegane Currywürste von GREENFORCE

Die Namensherkunft von Wurst & Käse


Lasst uns mal über den Namen (Weiß-)Wurst sprechen. Die Begriffe Käse und Wurst werden nämlich aus dem Handwerk des käsens und wurstens abgeleitet. Wobei ich hier zugeben muss: Der Begriff Käse stammt aus dem lateinischen cāseus, was „Gegorenes, sauer Gewordenes“ bedeutet – hier also tatsächlich für Milchprodukte steht. Bei Milchalternativen ist es bereits der Fall, dass pflanzliche Alternativen nicht mehr Milch heißen dürfen, wie Du es vielleicht bei unserem Bio Hafer „Drink“ bemerkt hast.
 
Ganz anders ist es bei dem Wort „Wurst“. Dies bedeutet nämlich „etwas drehen, vermengen, rollen und wenden“. Es beschreibt also die Herstellung der Wurst. Auch im Falle unserer veganen Wurst wäre der Ausdruck richtig, denn auch unsere Wurst wird gedreht, vermengt und gerollt.

Auslöser der Diskussionen: die Fleischindustrie


Wo ist denn nun der Ursprung dieser ganzen Diskussion um die Namensgebung der veganen Wurst?
 
Tatsächlich fürchtet die Fleischindustrie um ihre Kund*innen. Zwar ist der Konsum von Fleischprodukten weiterhin auf einem zu hohen Niveau, der Trend hin zu veganen Alternativen steigt allerdings an.
 
Langfristig kann vegane Wurst und veganes Schnitzel gefährlich werden für die Industrie. Denn:

  • Vegane Alternativen kommen dem ‚Original‘ immer näher.
  • Viele Fleischesser*innen essen Fleisch wegen des Geschmacks und der Konsistenz. Erhält man das auch bei Alternativen, greifen immer mehr zur Variante.
  • Auch wenn es verrückt klingen mag, aber der Name des Produktes beeinflusst das Konsumverhalten. Heißt also ein veganes Schnitzel auch Schnitzel, oder eine vegane Weißwurst eben auch Weißwurst, so verbinden die Konsument*innen ein gewisses Geschmackserlebnis damit. Kein Wunder also, dass die Fleischindustrie ein Problem damit hat.
  • Auch die Diskussionen rund um den Umweltschutz im Zusammenhang mit Fleischkonsum lassen nicht nach. Immer mehr Menschen wird bewusst, wie negativ die Auswirkungen auf das Klima sein können.
Kuh auf Weide

So ist das nun mal und wird sich auch für uns nicht so schnell ändern. Die Diskussionen werden bleiben, vor allem wenn wir weiter mit neuen Innovationen und Ersatzprodukten um die Ecke kommen. Die Fleischindustrie bekommt immer größere Konkurrenz.
 
Aber eigentlich macht es doch auch Spaß, oder immerhin ist es lecker. Und Montageschaum im Kondom wollte ich schon immer mal probieren.
 
Liebe Grüße
Theresa